Matthias Wagner | Denkmal- und Architekturfotografie

Schloss Weissenstein in Pommersfelden - Fensterdetail im Marmorsaal​

Die erhaltenen, einfach verglasten Fenster im Marmorsaal des Schlosses Weissenstein weisen unterhalb ein kleines, aber wichtiges Detail auf: ein Auffangbehältnis für Kondensat.

Bei meinem Ortstermin in einem weit über seine Grenzen hinaus bekannten Schloss in Franken bin ich unverhofft auf ein Detail gestoßen, das mich an meine Kindheit erinnert. Wir wohnten in einem Vierparteienhaus, das zu Beginn der 1930iger Jahre errichtet worden war. Damals waren die originalen großen Kastenfenster noch erhalten. In den Nebenräumen im Keller und im Dach hatten die Fenster hingegen nur Einfachverglasung. Und dort gab es seinerzeit noch so einen Auffangbehälter für das Kondensat, das sich an der Scheibe im Winter bilden konnte. Eben dieses schöne Detail fand ich auf meiner Reise vor. Bei uns in Berlin waren die Behälter allerdings in recht einfacher und dünner Blechausführung vorhanden und schon recht zerbeult.

 

Sie mussten dem Zeitgeist weichen: Im Zuge der energetischen Sanierungsmaßnahmen, die die Wohnungsbaugesellschaft am Haus vor rund 15 Jahren durchführte, wurden alle vorhandenen Fenster durch neue ersetzt. Die Kastenfenster, die Wartungsbedarf hatten, aber vom Grunde her noch ganz prima funktionierten, wurden entfernt, die Fensteröffnungen verkleinert und neue Verbundfenster mit Eingriffbedienung eingebaut. Begleitet wurde diese Maßnahme von der üblichen Fassadendämmung. Statt dem warmen gelblichen Ton erhielt das Haus abschließend ein kaltes Grau. Die zahlreichen Bemühungen, ein freundliches Haus zu einer kühl berechneten Immobilie zu verwandeln, mündeten zudem in der wiederholten Aufforderung meiner Schwester an mich „Du musst da was unternehmen!“ Damit meint sie den Umstand, dass unsere in die Jahre gekommene Mutter bei Dunkelheit nur noch mit großer Mühe das Schlüsselloch der Hauseingangstür findet. Denn auch die vorhandene Lampe über dem Hauseingang ist entfernt und ein neues transparentes Nummernschild mit LED-Hinterleuchtung installiert worden. Das ist die nunmehr einzige und dabei recht schwache Lichtquelle, die unserer Mutter den Zutritt seither eher erschwert denn erleichtert. So ist Fortschritt nicht immer das, was den Menschen nützt und gefällt.

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